Wir trauern um unseren Vereinsgründer Prof. Dr. Martin Rutz

Gründer des Vereins Hilfe für das behinderte Kind Coburg e.V.

Der Verein Hilfe für das behinderte Kind Coburg e.V. trauert um einen wunderbaren und großartigen Menschen.

Unser Vereinsgründer Professor Dr. Martin Rutz war Wegbereiter und Pionier der Behindertenarbeit, sowohl auf Bundesebene, als auch in Coburg im Besonderen.
Am 11. Januar 2016 verstarb er im Alter von 93 Jahren in Tübingen.

Sein Lebenswerk steht unter dem Motto:

Es geht nicht darum, etwas Bemerkenswertes zu leisten,
sondern darum, gewöhnliche Dinge zu tun,
mit der Überzeugung von ihrem gewaltigen Wert.

Seine eigene familiäre Situation konfrontierte ihn Anfang der 1960-er Jahre damit, was es bedeutet, ohne Unterstützung den Alltag mit einem schwerbehinderten Kind zu meistern.
Er leistete Aufbauarbeit, traf und vernetzte andere betroffene Eltern und offizielle Stellen, um eine therapeutische, schulische und sozialpädagogische Förderung für Kinder mit Behinderung zu erstreiten, die es damals noch nicht gab.

So kam es 1964 zur Gründung des Vereins Hilfe für das behinderte Kind Coburg und Dr. Rutz wurde erster Vorsitzender. Er ermöglichte dem Verein, durch diese inhaltliche Grundsteinlegung, das zu werden, was er heute ist: Kompetenzzentrum für Menschen mit Behinderung in allen Lebenslagen und Situationen.

Aber der Beginn der Förderung stand unter schwierigen Bedingungen. Die Stadt Coburg stellte dem Verein zunächst die Nebenräume der öffentlichen Bedürfnisanstalten am Anger zur Verfügung. Doch mit großer Beharrlichkeit gelang es Dr. Rutz die Kommunen, den Regierungsbezirk und die zuständigen Ministerien davon zu überzeugen, dass eine neue Behinderteneinrichtung gebaut werden konnte.

Das von ihm und seinen Mitstreitern erdachte Konzept einer ganzheitlichen Förderung von Kindern mit Behinderung wurde mit dem Bau des Diakonisch-Sozialen Zentrums, damals noch einzigartig in Deutschland, umgesetzt.

Von Anfang an hat sich Dr. Martin Rutz mit anderen Eltern auch auf Landes- und Bundesebene zusammengeschlossen. So wurde er noch 1964 in den Vorstand des damaligen Bundesverbandes für spastisch Gelähmte und andere Körperbehinderte e.V. gewählt. Ziel der im Verband zusammengeschlossen Vereine war es: “… ein Leben in der Familie zu ermöglichen, Kinder nicht in Heimen unterbringen zu müssen. Das ging nur mit Behandlungen und sozialer Beratung.“

Dr. Martin Rutz initiierte gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen im Bundesverband einen für die damalige Zeit in der Bundesrepublik außerordentlich wichtigen internationalen medizinischen Fachkongress zum Thema „Spastisch gelähmte Kinder“. Fachärzte aus dem In- und Ausland berichteten und stellten ihre Untersuchungsergebnisse vor und diskutierten mit mehr als 1000 Teilnehmern. Die Ergebnisse des Kongresses wurden in einem Buch veröffentlicht und hatten großen Einfluss auf die Behandlung, Therapie und Förderung dieses Personenkreises genommen.

Im medizinischen Beirat des Bundesverbandes war er maßgeblich für die Umsetzung der neuen medizinischen Erkenntnisse in den Vereinen zuständig. Er erwarb sich dabei große Anerkennung und Wertschätzung.

Ohne die medizinische, sowie therapeutische Fachlichkeit und hohe soziale Kompetenz von Professor Dr. Martin Rutz wäre die Behindertenhilfe in Deutschland ärmer.

Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet.